Der Alptraum ist wahr: Du hast eine Panne und musst abgeschleppt werden. Unter bestimmten Umständen darfst du dein Auto privat abschleppen lassen. Doch hier gilt einiges zu beachten.
Wenn du mit deinem Auto liegen geblieben bist, und keinen Pannendienst rufen möchtest, sondern ein Freund oder Verwandter schleppt dich ab, dann musst du nicht nur einige Vorschriften beachten, auch Sicherheitsregeln solltet ihr einhalten. Lies in unserem Artikel alles zum Thema Auto abschleppen.
Was brauche ich zum Abschleppen?
Fürs Abschleppen darfst du ein Seil oder eine Abschleppstange verwenden, allerdings muss beides verkehrssicher sein und darf nicht länger als 5 Meter sein. Auch muss in der Mitte immer eine rote Fahne angebracht werden. Das Abschleppseil oder die Abschleppstange muss an den Befestigungsösen der beiden Autos befestigt werden. In diese Ösen wird der Abschlepphaken eingehängt. Die vordere Abschleppöse findest du bei deinem Auto meist etwas links oder rechts seitlich versetzt auf Höhe des Nummernschildes. Sie ist meist mit einem kleinen Deckel verborgen.
Zum Glück ist es in Deutschland Pflicht, dass jedes Auto einen vorderen Abschlepphaken haben muss, damit es abgeschleppt werden kann. Viele Autos haben auf der Hinterseite unter der Stoßstange eine Abschleppöse. In der Bedienungsanleitung kannst du nachlesen, wo genau sich bei deinem Auto die Abschleppöse befindet.
Beachte beim Anbringen, dass du die Stange oder das Abschleppseil nicht diagonal befestigt, sondern an beiden Autos auf der gleichen Seite angebracht ist. Andernfalls kann das Auto ausbrechen oder ins Schleudern geraten.
Was sind die Vor- und Nachteile des Abschleppseils?
Ein Abschleppseil muss während der ganzen Fahrt straff gespannt bleiben. Dies geht nur, wenn der Fahrer des Pannenfahrzeugs dafür sorgt, dass das Abschleppseil immer straff bleibt, so verhindert er einen Auffahrunfall.
Bevor ihr abschleppt, musst du sichergehen, dass die Lenkung und die Bremsen einwandfrei funktionieren. Sonst darfst du nicht mit dem Abschleppseil abgeschleppt werden.
Das Abschleppseil hat gegenüber einer Abschleppstange den Vorteil, dass die Ruckdämpfung beim Anfahren besser ist. Auch ist ein Abschleppseil billiger als eine Stange und lässt sich leichter im Auto für den Fall der Fälle mitführen. Neu kostet es ca. 7 €, während eine Stange neu rund 30 € kostet. Auch ist für das abschleppende Auto das Abschleppen mit dem Seil einfacher, da das Pannenauto selbst lenkt und bremst.
Der Nachteil des Abschleppseils besteht darin, dass der Fahrer im hinteren Auto sehr aufmerksam sein muss, mitlenken und mitbremsen muss, damit das Seil immer gespannt bleibt. Dies wird durch den ausgeschalteten Motor deutlich erschwert.
Welche Vor- und Nachteile hat eine Abschleppstange?
Eine Abschleppstange hat den Vorteil, dass sie immer den Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen gewährleistet. So verhindert sie, dass das Pannenauto auf das abschleppende Fahrzeug auffahren kann und Auffahrunfälle beim Abschleppen werden verhindert.
Das abschleppende Fahrzeug überträgt die Brems- und Zugkräfte direkt auf das Pannenfahrzeug. So hast du es als Fahrer des Pannenfahrzeuges leichter. Durch die Stange bleibt das hintere Fahrzeug auch besser in der Spur und du hast mehr Zeit auf Lenk- und Bremsmanöver zu reagieren.
Der Nachteil einer Abschleppstange liegt darin, dass sie gar keine Ruckdämpfung bietet. So wird vor allem das Anfahren und Bremsen holprig. Auch das Lenken in engen Kurven kann schnell zum Problem werden. So muss das abschleppende Fahrzeug in den Kurven weiter ausholen, damit das Pannenauto auch gut um die Kurve kommt. Daher sollte der Abschleppende ein erfahrener Autofahrer sein.
Auch beim Abschleppen mit Abschleppstange muss die Lenkung des Pannenfahrzeuges einwandfrei funktionieren.
Was muss ich beim Abschleppen beachten?
Du solltest beim Abschleppen einige Verhaltensregeln beachten, damit die Fahrt auch erfolgreich und unfallfrei gelingt.
Vor Beginn der Abschleppfahrt
Achte darauf, dass das Pannenfahrzeug und das abschleppende Fahrzeug ungefähr die gleiche Größe und ein ähnliches Gewicht haben, dann könnt ihr das Abschleppfahrzeug möglichst nah vor dem Pannenfahrzeug parken und das Abschleppseil oder -stange befestigen. Hierfür befestigt ihr das Seil oder die Stange zuerst am Zugfahrzeug und erst anschließend am Pannenfahrzeug.
Besprecht unbedingt vor der Fahrt, welche Strecke ihr fahren wollt und löse dann die Handbremse im Pannenfahrzeug. Bei Schaltwagen musst du den Gang herausnehmen, bei einem Automatik-PKW musst du auf “N” in den Leerlauf schalten. Anschließend stellst du den Zündschlüssel auf “1”, damit das Lenkradschloss nicht einrastet und deine Servolenkung funktioniert. Vergesst nicht, bei beiden Fahrzeugen die Warnblinkanlage einzuschalten. Du kannst zusätzlich ein Warndreieck in der Heckscheibe des Pannenfahrzeugs aufstellen. Nun könnt ihr langsam anfahren.
Während der Abschleppfahrt
Ihr müsst beide während der Fahrt mit Handzeichen jede Richtungsänderung anzeigen, da durch die eingeschaltete Warnblinkanlage der Blinker nicht ausreicht. Fahrt langsam, vorausschauend und vorsichtig. Ihr solltet maximal 50 km/h fahren, da so ohne Lenk- und Bremshilfe der Fahrer des Pannenfahrzeugs noch reagieren kann. Je langsamer ihr fahrt, desto besser könnt ihr Auffahrunfälle beim Abschleppen vermeiden. Nehmt unbedingt die kürzeste Strecke zur nächsten Werkstatt. Fahrt auf keinen Fall auf die Autobahn.
Was muss beim Abschleppen eines Autos mit Automatikgetriebe beachtet werden?
Schau unbedingt in der Bedienungsanleitung deins Automatik-PKW nach oder frage den Hersteller, ob und wie lange dein Auto abgeschleppt werden darf. Den in manchen Fällen darf ein Auto mit Automatikgetriebe nur kurze Strecken mit wenigen Kilometern abgeschleppt werden. Sonst kann durch Wärmeentwicklung ein Schaden am Getriebe entstehen.
Was muss ich beim Abschleppen eines Elektro- oder Hybridautos beachten?
Schaue unbedingt in der Bedienungsanleitung deines Elektroautos nach, denn es kann sein, dass Gefahr durch Wärmeentwicklung beim Abschleppen besteht. Durch die Bewegung der Reifen erzeugt das Elektroauto Energie. Da beim Abschleppen die Energie nicht wie gewohnt abfließen kann, sondern in den Akku geht, kann dieser schnell überhitzen oder Feuer fangen.
Wann ist das Abschleppen überhaupt erlaubt?
In Deutschland dürfen Privatpersonen nur unter bestimmten Bedingungen ein Auto abschleppen:
- Das Auto darf nicht mehr fahrbereit sein
- Es muss sich um einen Notfall handeln
- Es darf nur bis zur nächsten Werkstatt abgeschleppt werden
- Wenn der Tank leer ist, ist das Abschleppen nicht erlaubt! Ein Motorschaden ist ein Notfall, ein leerer Tank nicht!
- Die Lichter müssen noch funktionieren, vor allem das Warnlicht
- Bei Dunkelheit muss das Abblendlicht ebenfalls funktionieren
- Nur zugelassene Autos dürfen abgeschleppt werden
- Nur versicherte Autos dürfen abgeschleppt werden
- Abschleppen auf der Autobahn ist nur erlaubt, wenn die Panne auf der Autobahn passiert ist, dann muss die Autobahn bei der nächsten Ausfahrt verlassen werden.
Wenn die Lichter nicht mehr gehen, dann darf das Auto nicht abgeschleppt werden, nur der Pannendienst darf dich dann abschleppen.
Wer darf mein Auto abschleppen?
Der Fahrer, welcher das abschleppende Auto fährt, muss im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis sein. Im Pannenfahrzeug darf auch ein Fahrer ohne Führerschein sitzen, wenn er die geistige und körperliche Reife ein Fahrzeug zu lenken besitzt und mindestens 15 Jahre alt ist.
Warum sollte ich mein Auto privat abschleppen?
Wenn du dein Auto privat abschleppen lässt, sparst du dir die Kosten für einen Abschleppdienst. Diese liegen, wenn du nicht Mitglied in einem Automobilclub bist, bei ca. 180 € bis 270 € für 30 km. Allerdings ist es wesentlich sicherer, wenn du einen Pannendienst rufst. Dieser hat nicht nur jahrelange Erfahrung, er ist auch auf das Abschleppen spezialisiert.
