Es ist paradox, dass das Gehalt bei der Jobsuche für beide Seiten der wichtigste Faktor ist und zugleich noch immer eines der größten Tabuthemen. Zum Glück wird dieses Tabu allmählich aufgeweicht und Seiten wie Stepstone und das Tochterunternehmen Gehalt(.)de führen in diesem Sinne ihre Datenbanken zusammen, um Arbeitnehmern so viel Transparenz wie möglich zu bieten.

Wie viel verdient man in Deutschland durchschnittlich?

Mit Stand November gab das statistische Bundesamt für den Monat April ein Durchschnittsgehalt von 4105 € an. Aufs Jahr gerechnet ergibt das 49.260 €. Allerdings ist diese Berechnung kein direkter Mittelwert. Bei der vom statistischen Bundesamt genutzten Variante handelt es sich um die arithmetische Rechnung ohne Sonderzuzahlung. Durch diese Rechnung werden geringe Gehälter leider durch Millionengehälter „ausgeglichen“ und ermöglichen keinen zu 100 % realistischen Gehaltsspiegel für Deutschland.

Genau aus diesem Grund hat Stepstone zusätzlich den Median ermittelt und gibt ihn mit 44.047 € im Gehaltsreport 2022 an. Der Median beschreibt die exakte Mitte aller Gehälter: das heißt, es gibt genau so viele Gehälter über- und unterhalb des Medians. Als Vergleich gibt Stepstone das Durchschnittsgehalt (arithmetisch) mit 51.009 €an. Sonderzahlungen wie Boni, Provisionen und Prämien sind inkludiert das Jobportal jedoch hier bei der Berechnung.

Was sind die Top-Berufe in Deutschland?

Die Top-Berufe belegen ihre Ränge nicht nur auf Basis des Finanzfaktors. Die hohe Nachfrage sowie eine fundierte und meist akademische Ausbildung beeinflussen die Top 1 bis 3 Berufe ebenfalls (Angabe in Median).

💰Platz 1 geht mit 78.317 € an die Ärzte und Ärztinnen.

💰Platz 2 gehört mit 62.379 € den Vertrieblern(z.B. Key Account Manager).

💰Platz 3 geht an die Unternehmensberater bzw. Consultants mit 62.119 € im Jahr.

💡Tipp: Lies unseren Artikel zu den bestbezahlten Berufen 2023, wenn dich das Thema näher interessiert.

Plätze nach Branchen

Geht man allerdings nach Branche, so befindet sich das Gesundheitswesen laut statistischem Bundesamt eher im Mittelfeld mit 53.084 € Durchschnittseinkommen. In der oberen Liga spielen die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie die Branche Information und Kommunikation die tragenden Rollen. Hier gibt das Bundesamt einen knackigen Verdienst von 81.929 € Durchschnittseinkommen (der Branche) pro Jahr an.

An letzter Stelle steht das Gastgewerbemit einem regelrecht deprimierenden Durchschnittsgehalt von 26.820 €. Bedenke, dass das statistische Bundesamt nicht den Median angibt, sondern den Durchschnitt, wodurch sich sehr hohe und sehr niedrige Gehälter stark auf den Endwert ausschlagen.

Was sind die Top-Verdiener Regionen?

Die Region mit dem höchsten jährlichen Einkommen ist Hessen mit 47.840 € - dicht gefolgt von Baden-Württemberg mit 47.806 € und Bayern sowie Hamburg auf dem dritten Platz mit 46.800 €. Am schlechtesten schneidet Mecklenburg-Vorpommern mit einem Durchschnittsgehalt von 34.320 € ab. Brandenburg folgt sehr dicht auf den Fersen mit 34.700 € und hat Sachsen-Anhalt (35.360 €), Sachsen (36.088 €) und Thüringen (36.400 €) mit im Schlepptau.

Die regionalen Unterschiede sind mitunter gravierend, aber auch die Unterschiede innerhalb der Unternehmensgröße. So bezahlen große Unternehmen und Konzerne bis zu 20.000 € mehr im Jahr - durchschnittlich 59.280 € - als Kleinstbetriebe mit einem Durchschnittsgehalt von 37.440 €. Der Mittelstand schafft es immerhin noch auf 44.163 €.

Warum verdienen Männer häufig mehr als Frauen?

Der sogenannte Gender Pay Gap ist ein europaweites Problem, jedoch stehen Deutschland, Österreich und die Schweiz mit besonders schlechten Quoten an der Spitze des Übels. In der EU verdienen Frauen im Durchschnitt 14,2 % weniger als Männer. In Deutschland liegt dieser Wert laut statistischem Bundesamt aktuell bei 18 %. Das Durchschnittsgehalt der Männer liegt bei 47.320 € und das der Frauen bei 40.533 €.

Ganz so eindeutig, wie diese Prozentzahlen es aufzeigen, ist es jedoch nicht. Diese 18 % setzen sich nämlich aus folgenden Faktoren zusammen:

  • Frauen arbeiten häufiger als Männer in weniger gut entlohnten Berufen wie z.B. als Krankenschwester und in der Pflege
  • Frauen sind seltener in Führungspositionen
  • Frauen arbeiten öfter in Teilzeit- und Minijobs als Männer

Diese Punkte wirken sich stark auf den Wert des Gender Pay Gaps aus. Berücksichtigt man diese Faktoren, so kommt man auf einen tatsächlichen Wert von 6 % Gehaltsdifferenz. Vermutlich könnte auch diese Ziffer noch gesenkt werden, würden der Berechnung noch weitere Faktoren vorliegen wie etwa Angaben zu Erwerbsunterbrechungen.

Eine Antwort auf das Warum

Einer der Hauptgründe des Gender Pay Gaps ist die historische Rollenverteilung. Vor allem Jungs wurden auf Bildung und Karriere getrimmt, während Mädchen vornehmlich auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet wurden. Auch, wenn diese Zeiten vorbei sind, liegt hier eine Ursache für die Lohnunterschiede. Frauen waren damals nicht für diese Jobs vorgesehen und wenn es doch eine Anstellung gab, dann gewiss nicht zum gleichen Gehalt wie der männliche Konterpart. Die Lücke in diesem Gefälle hat sich bis heute nicht gänzlich geschlossen.