Teuerungen, Nachzahlungen, zusätzliche Kosten – die derzeitige Stimmung auf dem Wohnungsmarkt ist eher gedämpft. Während Hausbauer über Lieferschwierigkeiten und unkalkulierbare Kosten jammern, haben Mieter mit steigenden Mieten und Fixkosten zu kämpfen. Aber wie sieht die Entwicklung aus? Und warum lebt mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung in Miete?

Miete vs. Eigenheim: Pro und Contra

Für viele ist es kaum eine Überlegung wert, wer in puncto Vorteile die Nase vorne hat. Aber nicht umsonst entscheiden sich immer mehr Menschen dazu, erst einmal auf ein Eigenheim zu verzichten.

Die Vorteile

Flexibilität: Wenn du beispielsweise jobtechnisch oft den Standort wechseln und umziehen musst, ist ein Eigenheim hierbei eher ein Hindernis. In Miete bist du um einiges flexibler, was häufige Umzüge angeht, solange du die Kündigungsfrist einhältst

Wenig Risiko: Dies ist vor allem auf den finanziellen Aspekt bezogen, da du in der Regel keinen Kredit aufnehmen und auch sonst kein Risiko eingehen muss. Die Kosten für eine Mietwohnung sind meistens sehr stabil ohne plötzliche Mehrkosten

Wenig bis keine Instandhaltungskosten: Für diese ist in den meisten Fällen der Vermieter zuständig

Überschaubare Nebenkosten: Das kommt natürlich auf die Wohnsituation drauf an, aber im Großen und Ganzen betragen diese in einer Mietwohnung immer noch weniger als im Eigenheim

Günstiger als Kauf: Dies ist eher auf kurzfristige Sicht bezogen

Die Nachteile

Abhängigkeit: Und dies gilt auf allen Ebenen. Du bist in vielen Dingen vom Vermieter abhängig, von der Vertragsdauer bis hin zum Mietpreis, der über die Jahre auch immer weiter steigen kann. Wenn der Vermieter beispielsweise Eigenbedarf anmeldet, hast du keine andere Möglichkeit, als dir eine neue Bleibe zu suchen

Steigende Kosten: Steigen die Kosten für den Vermieter, steigen die Kosten auch für dich

Kein bleibender Wert: Das Geld für die Miete ist keine Investition, sondern weg. Du bezahlst quasi für etwas, was dir nie gehören wird, also bleibt der Anlageeffekt aus

Wie viel Prozent der Deutschen wohnen zur Miete?

In keinem einem anderen Land in Europa leben so viele Menschen zur Miete wie in Deutschland: derzeit liegt der Wert bei ca. 54%. Zweitplatzierter – mit weitem Abstand - in Europa ist derzeit Dänemark, mit rund 34%.

Historische Hintergründe

Wie kommt es zu diesem Wert? Wenn man sich die Geschichte Deutschlands ansieht, kann man ein paar Antworten finden: nachdem im zweiten Weltkrieg viele Städte – und damit Eigenkapital – zerstört wurden, musste der Staat schnell Wohnraum schaffen, und dass bei sehr wenig Kapital.

Demnach wurde sehr schnell in den Mietwohnungsbau investiert – und die Mieten waren dabei so günstig, dass diese natürlich zum Bleiben eingeladen haben. Dazu kommt, dass in der ehemaligen DDR nicht jeder einfach so eine Immobilie kaufen konnte, also hat es sich mehr gelohnt, in Miete zu bleiben. Der daraus resultierende Trend hat sich über die Jahre fortgesetzt und dazu kommt auch, dass Familien immer weniger Eigentum besitzen. Heißt – es wird nichts weitervererbt.

Abschreckende Kosten

Grunderwerbssteuer, Notar- und Maklergebühren, hohe Nebenkosten; alles Begriffe, die mit dem Kauf einer Immobilie Hand in Hand gehen und viele in die Flucht schlagen. In Deutschland liegen diese Kaufpreisnebenkosten immerhin bei 14% des Kaufpreises. Für junge Menschen oder Familien mit wenig Eigenkapital und in der derzeitigen Wirtschaftslage beinahe unmöglich.

Mietpreise im Überblick

Wie sieht der derzeitige Mietpreismarkt in Deutschland aus?

Ranking in Deutschland – die fünf teuersten Städte

München: Unangefochten die teuerste Stadt in puncto Mietpreise ist und bleibt München. Stand 2021 zahlen Miete hier im Schnitt 18,48 € pro m²

Frankfurt am Main: Zweitteuerste Stadt in Deutschland ist derzeit Frankfurt. Hier musst du mit 15,75 € pro m² rechnen

Stuttgart: Auch hier sind Neuvertragsmieten deutlich gestiegen. In Stuttgart musst du derzeit 14,74 € pro m² für deine Miete hinlegen

Berlin: Deutschlands Hauptstadt Berlin belegt einen soliden Platz 4, mit 13,68 € pro m². Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat den dortigen Mietpreisdeckel als verfassungswidrig eingestuft. Mieter, die dadurch zu wenig bezahlt haben, mussten diese nun nachzahlen. Im Vergleich – 2020 lag der Preis noch bei 9,57 €

Hamburg: Ganz knapp nach Berlin geht der fünfte Platz nach Hamburg, mit 13,50 € pro m²

Druck auf den Städten

Trotz immer weiter steigender Preise lebt der Großteil der Bevölkerung in Deutschland derzeit in den Städten, obwohl diese (noch) teurer sind als ländliche Gegenden. Das liegt hauptsächlich an dem größeren und vielfältigeren Angebot an Jobs und Ausbildungsplätzen. Zusätzlichen Druck üben die steigenden Zuwanderungszahlen und die hohe Anzahl an Studenten aus, was sich deutlich auf die Mietpreise auswirkt, genauso wie der Trend, vermehrt in Single-Haushalten zu leben.

Wie hoch ist der durchschnittliche Mietpreis in Deutschland?

Nettokaltmieten sind in großen Städten rund 30% teurer als in kleineren Städten oder Randgebieten. Die Preise schwanken von Bundesland zu Bundesland, aber im Schnitt kannst du mit 8,30 € pro m² rechnen.

Ein Blick in die Zukunft

Jeder, der auf einen Trend in die andere Richtung gehofft hatte, sollte jetzt wegsehen – oder vielleicht die Zähne zusammenbeißen. Eine Studie aus dem März 2020 besagt nämlich, dass die Preise bis 2030 weiter steigen sollen.

Stadtflucht treibt Preise in die Höhe

Nicht mehr leistbare Kosten in den Städten regen viele dazu an, sich Wohnungen und Häuser in den Randgebieten zu suchen. Daraus entstehen Preisanstiege in Gebieten, die zuvor noch vergleichsweise günstig waren. Auf dem Land sind das im Schnitt in einer Mietwohnung 6,40 €pro m² – Tendenz steigend.

Steigende Mietpreise 2023

Auch, wenn einem dabei das Schaudern kommt; ein Anstieg oder zumindest das stabil bleiben der Mietpreise ist durchaus möglich. Schuld daran sind steigende Material-, Instandhaltungs- und Energiekosten, die auf die Mieter umgelegt werden können. Auch die wachsende Bevölkerung, die Nachfrage nach mehr Wohnraum und die Tendenz zu kleineren Haushalten spielt hier eine große Rolle und trägt seinen Teil dazu bei.

Kaufen – doch eine Überlegung wert?

Bei diesen schwindelerregenden Aussichten denkt der ein oder andere vielleicht doch eher über den Kauf eines Eigenheimes nach. Ob diese Entscheidung die richtige ist, hängt im Grunde von mehreren individuellen Faktoren ab: Risikobereitschaft, Eigenkapital, Zinsen, Kreditwürdigkeit und die derzeitigen Preise am gewünschten Wohnort. Eigentum lohnt sich im Grunde nur, wenn man bis zur Rente im Besitz der Immobilie ist.

Schwindlig geworden bei all diesen Prognosen? Verständlich. Wobei all das Studien und Prognosen sind, die sich auf die derzeitige Lage und eine etwaige Entwicklung stützen. Das ist also kein Blick in die Glaskugel, falls dich das beruhigt.