Eine Schließanlage ist laut DIN 18252: 1999-05 eine Kombination von mehreren Schließzylindern und dazu passenden Schlüsseln. Im Gegensatz zu herkömmlichen gleichschließenden Schließsystemen kann bei einer Schließanlage festgelegt werden, welcher Schlüssel welches Schloss öffnet. Dabei gibt es einen Generalschlüssel für alle Zylinder, aber auch individuell angepasste Schlüssel, die nur bestimmte Türen entriegeln können.
Wie funktioniert eine Schließanlage?
Eine Schließanlage besteht aus mehreren Zylinderschlössern, die jeweils mit einem individuellen Schließzylinder ausgestattet sind. Jeder davon besitzt eine einzigartige Codierung, die auf einen entsprechenden Schlüssel abgestimmt ist. Nur dieser Schlüssel kann eine Tür dann auch öffnen. Durch die Kombination unterschiedlicher Schließzylinder und Schlüssel lässt sich innerhalb eines Gebäudes eine individuelle Zugangskontrolle für verschiedene Räume einrichten. In der Praxis werden folgende Arten unterschieden:
Gleichschließende Anlagen
Ein gleichschließendes oder gleichsperrendes Schließsystem ermöglicht das Ver- und Entriegeln zahlreicher Zylinder mit einem Schlüssel, ohne dass individuell angepasste Schlüssel für die verschiedenen Zylinder benötigt werden. Beispiele hierfür sind Autos, bei denen ein Schlüssel ausreicht, um alle Türen, das Zündschloss, den Tankdeckel oder den Kofferraum zu öffnen. Auch Türschlösser, Vorhängeschlösser und Schrankschlösser können gleichschließend sein und werden als Einheitsschlösser bezeichnet. Da sie sich jedoch von den Vorgaben der DIN 18252:1999-05 unterscheiden, werden sie oft nicht als Schließanlagen betrachtet.
Zentralschließanlagen
Die Zentralschließanlage, kurz Z-Anlage, ist eine besondere Art von Schließsystem, das in vielen Mietshäusern eingesetzt wird. Charakteristisch dafür sind mehrere Zentralzylinder und nachgeordnete Einzelzylinder.
Die Zentralzylinder innerhalb der Anlage können von allen Einzelschlüsseln geschlossen werden. Dagegen können die Einzelzylinder nur vom dazugehörigen Einzelschlüssel entriegelt werden. Die Zugangsberechtigung hängt von den Einschnittwerten des jeweiligen Schlüssels ab.
In einem Mietshaus können beispielsweise der Haupteingang und der Kellerzugang einen Zentralzylinder haben. Somit kann jede Mietpartei die Räume ungehindert betreten. Die Wohnungstüren hingegen sind als Einzelschließungen ausgeführt, sodass jeder Bewohner nur Zugang zu seiner eigenen Wohnung hat.
Im Vergleich zu anderen Schließanlagen bietet die Z-Anlage somit eine hohe Flexibilität bei der Zutrittskontrolle.
Hauptschlüsselanlagen
Hauptschlüsselanlagen, auch als HS-Anlagen bekannt, sind Schließsysteme, die hierarchisch aufgebaut sind. Sie umfassen einen oder mehrere Hauptschlüssel, womit alle Zylinder des Systems entsperrt werden können. Dagegen öffnen die Einzelschlüssel nur bestimmte Schließzylinder in der Anlage. Hauptschlüsselanlagen werden oft in Schulen verbaut.
Zentral-Hauptschlüsselanlagen
Z/HS-Anlagen oder kombinierte Hauptschlüssel-Zentralschlossanlagen (KHZ) sind besser bekannt als Zentral-Hauptschlüsselanlagen. Dieses System vereint Aspekte von Zentralschlossanlagen und Hauptschlüsselanlagen. Jeder Einzelschlüssel kann ein Zentralschloss entsperren. Dazu gibt es außerdem noch einen Hauptschlüssel, mit dem sich sämtliche Türen öffnen lassen. Ein Beispiel einer Z/HS-Anlage ist ein Hotel. Während die Gästeschlüssel nur das eigene Zimmer und die Haustür öffnen können, kann der Zimmerservice mit dem eigenen Hauptschlüssel alle Türen im Haus entriegeln.
General-Hauptschlüsselanlagen
Spezielle Hauptschlüsselanlagen mit zusätzlichen Hierarchiestufen sind GHS-Anlagen (General-Hauptschlüsselanlagen). Hierbei werden Einzelschließungen in Gruppen organisiert, für die es spezielle Gruppenschlüssel gibt. Ein Gruppenschlüssel öffnet alle Einzelschließungen innerhalb der Gruppe, während der Hauptgruppenschlüssel auch alle Einzelschließungen der Gruppen schließt. Der Generalschlüssel, auch bekannt als Generalhauptschlüssel, ermöglicht den Zugang zu sämtlichen Zylindern der Anlage.
GHS-Anlagen werden in großen Bürogebäuden oder Universitäten verbaut, um die Sicherheit und den Zugang zu bestimmten Bereichen zu kontrollieren.
Kennzeichnung von Schließanlagen
Zu jeder Schließanlage wird ein Schließplan erstellt. Darin werden die Schlüssel den einzelnen Schlössern zugeordnet. Außerdem wird darin auch die Bauform der Schlösser bestimmt. Jeder Schließanlage wird anschließend eine eindeutige Nummer zugewiesen, welche zudem registriert werden muss. Diese kann im Brandfall für die Feuerwehr von Bedeutung sein. Die Nummerierung wird in den Griff (Reide) der Schlüssel eingestanzt, sowie an den Zylindern der Schließanlage. Sie kann eine Buchstaben- und/oder Zahlenkombination sein. Auch enthalten sie mitunter Wohnungs- oder Türnummern.
Durch den Schließplan lässt sich die Funktion jedes Schlüssels genau identifizieren. Mit anderen Worten: Der Plan verrät, welche Tür welcher Schlüssel sperren kann.
Die Ausstellung einer Sicherungskarte als Eigentumsnachweis ist bei jeder Schließanlage üblich. Sie erhöht die Sicherheit des Systems. Ohne diesen Eigentumsnachweis ist es zudem nicht möglich, einen Nachschlüssel anfertigen zu lassen.
Bauarten und Eigenschaften von Schließanlagen
Zusätzlich zu den unterschiedlichen Schließanlagen-Typen wird noch zwischen mechanischen und elektronischen Schließzylindern differenziert.
- Mechanische Schließanlagen sind Zylinderschlösser, die in konventionelle und Wendeschlüsselsysteme unterschieden werden. Sie werden in Eigenheimen, Schulen, Universitäten etc. verbaut.
- Elektronische Schließanlagen sind Schließzylinder in Kombination mit softwaregesteuerter Technologie. Sie erlauben sogar das Protokollieren der Zutritte.
Was kostet eine Schließanlage?
Die Kosten für eine Schließanlage variieren stark. Sie hängen von der Größe der Anlage und der gewählten Sicherheitsstufe ab. So können etwa die Kosten für 60 Schlüssel mit niedriger Sicherheitsstufe in einem 10-Parteien-Haus zwischen 460 € bis 1.200 € liegen. Soll hingegen eine hohe Sicherheitsstufe erfüllt werden, liegt der Preis bereits bei 1.500 € bis 2.800 €.
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