Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, pflegebedürftig zu werden. Die steigende Lebenserwartung der Deutschen und die daraus resultierende Alterung der Bevölkerung führen dazu, dass die Anzahl der Pflegebedürftigen sich jedes Jahr erhöht.

2023 steht die Pflegequote laut der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung auf einem Rekordhoch von 5 Millionen Pflegebedürftigen. Das entspricht einer Verdopplung der Pflegebedürftigen innerhalb der letzten 10 Jahre. Und auch das statistische Bundesamt bestätigt den Anstieg der Pflegebedürftigen in Deutschland. In Teilen ist diese Entwicklung allerdings auch auf die Einführung eines weiter gefassten Pflegebegriffs zurückzuführen.

Die Statistiken und Hintergründe zur Pflegequote 2023 und wie sich diese zukünftig auf die Pflegebranche auswirken werden, beschreibt dieser Artikel …

Was bedeutet es, in Deutschland pflegebedürftig zu sein?

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit gilt eine Person als pflegebedürftig, wenn sie gesundheitliche Beeinträchtigungen der eigenen Selbstständigkeit oder Fähigkeiten aufweist und deshalb auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Die Beeinträchtigungen können körperlicher, kognitiver oder psychischer Natur sein. Weiter müssen die Beeinträchtigungen auf Dauer, mindestens 6 Monate, und mindestens mit der in §15 SGB XI festgelegten Schwere bestehen.

Liegen diese Voraussetzungen vor, so hat die pflegebedürftige Person in Deutschland Anspruch auf Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung. Diese beinhalten finanzielle Unterstützung und Hilfe, um eine möglichst hohe Lebensqualität aufrechtzuerhalten. Das können zum Beispiel ein ambulanter Pflegedienst, eine Haushaltshilfe, technische Hilfsmittel, Pflegegeld oder die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung beziehungsweise einem Pflegeheim sein.

Wie hoch der Pflegebedarf der betroffenen Person ist sowie die Höhe des Leistungsanspruches erfolgt in Deutschland durch den Medizinischen Dienst der gesetzlichen Krankenkassen. Diese ermitteln den sogenannten Pflegegrad.

Insgesamt gibt es 5 Pflegegrade:

  • Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigungen
  • Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigungen
  • Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigungen
  • Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigungen
  • Pflegegrad 5: schwerste Beeinträchtigungen, mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung

Um zu ermitteln, wie stark die Einschränkungen der betroffenen Person sind und wie hoch der Pflegegrad ist, berücksichtigt ein Gutachter des Medizinischen Diensts 6 Lebensbereiche des Alltags, wobei diese zu unterschiedlichen prozentualen Anteilen gewichtet werden:

  • Mobilität (10 %)
  • Kognitive und kommunikative Fähigkeiten (15 %)
  • Verhaltensweisen und psychische Belastung (15 %)
  • Selbstversorgung (40 %)
  • Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen (20 %)
  • Gestaltung des Alltagslebens (15 %)

Bei den Lebensbereichen “Kognitive und kommunikative Fähigkeiten” sowie “Verhaltensweisen und psychische Belastung” fließt jeweils der höhere Wert in die Bewertung ein.

Abhängig vom Pflegegeld haben Betroffene auch Anspruch auf Pflegegeld. Das Pflegegeld, das von der gesetzlichen Pflegeversicherung gezahlt wird, ist umso höher, je höher der Pflegegrad ist. Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 haben keinen Anspruch auf Pflegegeld. Bei allen anderen Pflegegraden sieht die Staffelung aktuell folgendermaßen aus:

Pflegegrad 2

316 € monatlich

Pflegegrad 3

545 € monatlich

Pflegegrad 4

728 € monatlich

Pflegegrad 5

901 € monatlich

Hinweis: Seit dem 01. Januar 2017 wurde der Pflegegrad 1 im Pflegeversicherungsrecht neu eingestuft, sodass seitdem auch Menschen als pflegebedürftig gelten, die nur sehr geringe Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder Fähigkeiten aufweisen. Diese Änderung erklärt teilweise auch den starken Anstieg der Pflegequote innerhalb der letzten Jahre.

Wie viele Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig?

Stand März 2023 zählen insgesamt 5 Millionen Menschen in Deutschland als pflegebedürftig. Die höchste Pflegequote wurde für die über 90-Jährigen ermittelt. Über 82 % der Menschen, die das 90. Lebensjahr vollendet haben, gelten in Deutschland als pflegebedürftig und über 79 % aller Pflegebedürftigen sind 65 Jahre oder älter. Die Pflegebedürftigen sind in Deutschland überwiegend weiblich. 62 % aller Pflegebedürftigen sind Frauen und nur rund 38 % sind Männer.

Unabhängig vom Pflegegrad wird der Großteil der Pflegebedürftigen, nämlich rund 4 von 5 pflegebedürftigen Personen, zuhause versorgt, wobei die Pflege meist durch Angehörige erfolgt. Oft werden diese zusätzlich durch einen ambulanten Pflegedienst unterstützt. Nur rund ein Fünftel der Pflegebedürftigen wohnen in einem Pflegeheim.

Die Tendenz zeigt ganz klar, dass mit steigendem Alter die Pflegequote steigt. Durch den demografischen Wandel steigt also auch die Pflegequote jedes Jahr an. Bis zum Jahr 2060 werden die über 65-Jährigen rund ein Drittel der Bevölkerung ausmachen.

Zurzeit beträgt der Anteil der pflegebedürftigen über 65-Jährigen 79 %. Aber was ist mit den restlichen 21 %?

Pflegebedürftigkeit entsteht auch dann, wenn betroffene Personen schwere Krankheiten oder Unfälle erleiden, die sie im Alltag stark einschränken. Dazu gehören:

  • Chronische Krankheiten
  • Akute Herz-Kreislaufprobleme
  • Krebserkrankungen
  • Psychische Erkrankungen
  • Körperliche Beeinträchtigungen und Behinderungen
  • Geistige Behinderungen
  • Unfallbedingte Einschränkungen

Während ältere Menschen meist bis zum Tode als pflegebedürftig gelten, sind die anderen nicht unbedingt für den Rest ihres Lebens pflegebedürftig. Die Pflegebedürftigkeit besteht zum Teil nur für wenige Monate (mindestens 6) oder Jahre.

Wie lang ist die durchschnittliche Pflege im Alter?

Laut des Statistischen Bundesamts beträgt die durchschnittliche Pflegedauer im Alter etwa 3,1 Jahre. Bei Personen mit Pflegegrad 3 und höher liegt sie sogar noch höher, bei etwa 6,1 Jahren. Bei Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 1 dauert die durchschnittliche Pflege nur rund 1,4 Jahre.

Die Pflegedauer variiert, je nachdem, ob die Pflegebedürftigkeit plötzlich oder schleichend auftritt. Bei einer plötzlich auftretenden Pflegebedürftigkeit ist die durchschnittliche Pflegedauer meist kürzer als bei einer schleichend eintretenden Pflegebedürftigkeit. Abweichungen davon sind natürlich möglich.

Außerdem hängt die durchschnittliche Pflegedauer auch vom Geschlecht ab. Der Großteil der Pflegebedürftigen ist weiblich. Das liegt auch an der höheren Lebenserwartung von Frauen gegenüber Männern. Während die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen in Deutschland bei 83,7 Jahren liegt, werden Männer 78,1 Jahre alt. Frauen leben im Schnitt also 5,6 Jahre länger als Männer. Dennoch werden 79 % der über 65-Jährigen pflegebedürftig. Das wirkt sich natürlich auch auf die Pflegedauer im Alter aus.

Wie viele Pflegekräfte fehlen in Zukunft?

Bis zum Jahr 2040 wird die Anzahl der Pflegebedürftigen voraussichtlich um weitere 100.000 Betroffene auf rund 5,1 Millionen Pflegebedürftige ansteigen. Zwar leben aktuell nur rund ein Fünftel der Pflegebedürftigen im Pflegeheim. Nichtsdestotrotz steigt der Bedarf an Pflegekräften jährlich allein schon aufgrund des demografischen Wandels.

Bis 2040 werden laut Pflegeheim-Atlas bis zu 230.000 zusätzliche Pflegeheim-Plätze benötigt. Dafür wird natürlich auch geschultes Fachpersonal benötigt.

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2020 steigt der Bedarf an Pflegekräften bereits bis zum Jahr 2035 um 270.000 Fachkräfte. Dabei wird nicht nur der Bedarf von Pflegeheimen, sondern auch der steigende Pflegebedarf aufgrund von Krankheit und Behinderungen sowie in der ambulanten Pflege berücksichtigt.

Aktuell fehlen aber bereits über 200.000 Pflegekräfte in Deutschland. Bis 2030 soll die Zahl der fehlenden Pflegekräfte um weitere 300.000 auf über 500.000 ansteigen. Dieser Missstand kann nur durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege aufgehoben werden. Dazu gehören zum Beispiel die Schaffung von Anreizen von Seiten der Politik durch die Verbesserung der Arbeitssituation und Vergütung von Pflegekräften.

Fazit

Die Pflegequote in Deutschland liegt 2023 bereits bei rund 5 Millionen Pflegebedürftigen. Bis zum Jahr 2040 soll die Zahl noch um mindestens 100.000 weitere Pflegebedürftige ansteigen.

In den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen bereits mehr als verdoppelt. Das hat zum einen mit dem demografischen Wandel und dem Eintritt der Babyboomer-Generation ins Rentenalter zu tun, aber auch mit einer im Januar 2017 in Kraft getretenen Änderung des Pflegebegriffs. Demnach wird der Pflegegrad 1 großzügiger ausgelegt, sodass auch Betroffene mit sehr geringen Beeinträchtigungen erfasst werden.

Insgesamt gibt es 5 Pflegegrade, die die Schwere der Beeinträchtigung einer pflegebedürftigen Person definieren. Für die Bewertung und Einstufung des Pflegegrads der Betroffenen ist der Medizinische Dienst der gesetzlichen Krankenkassen zuständig. Ein Gutachter bestimmt dabei anhand von 6 Lebensbereichen, wie stark die Beeinträchtigungen in Selbstständigkeit und Fähigkeiten sind. Diese müssen allerdings dauerhaft und für mindestens 6 Monate bestehen, damit ein Pflegegrad vergeben werden kann.

Je nach Höhe des Pflegegrads stehen den Betroffenen Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung in unterschiedlicher Höhe zu. Dazu gehören zum Beispiel ein ambulanter Pflegedienst, eine Haushaltshilfe, technische Hilfsmittel oder die Unterbringung in einem Pflegeheim. Ab Pflegegrad 2 haben Pflegebedürftige auch Anspruch auf Pflegegeld in Höhe von derzeit 316 € monatlich. Ab Pflegegrad 3 steigt das Pflegegeld sogar 545 € monatlich und bei Pflegegrad 5 erhalten Betroffene sogar 901 € monatlich.

Die durchschnittliche Pflege im Alter beträgt etwa 3,1 Jahre. Wie lange eine pflegebedürftige Person tatsächlich gepflegt werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel vom Geschlecht oder ob die Pflegebedürftigkeit schleichend oder plötzlich eingetreten ist.

Die steigende Anzahl der Pflegebedürftigen steht der sinkenden Anzahl von Pflegefachkräften gegenüber. Bereits jetzt fehlen rund 200.000 Pflegekräfte in Deutschland. Bis 2030 wird die Zahl der fehlenden Pflegekräfte vermutlich sogar auf 500.000 ansteigen, sofern sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege nicht verbessern.